Montag, 30. Dezember 2013

Entwicklungstheorien

Entwicklungstheorien
o Wachstumsstrategie (s.o.):
>; Wachstumsorientierte Modernisierungstheorie durch einen von außen eingeleitete Entwicklungsschub (Big Push) in den Wachstumspolen (meist durch Prestigeprojekte)
>; Misserfolg durch Erdölverteuerung und deren explosionsartig steigende Auslandverschuldung

o Grundbedürfnisstrategie:
>; Diese Strategie darf nicht mit Almosen oder Sozialhilfe verwechselt werden. Im Vordergrund steht nämlich die Hilfe zur Selbsthilfe

o Modernisierungstheorie:
>; Die Ursachen der Unterentwicklung sind in den Entwicklungsländern selbst zu suchen.
>; Die Entwicklungsprozesse sind Übergangserscheinungen zwischen vorindustrieller und industrieller Phase
>; Das Gesellschafts- und Wirtschaftssystem der westlichen Industrieländer ist das Vorbild für die noch unterentwickelten Länder. Die Industrialisierung ist die wirksamste Entwicklungsmaßnahme
>; Prinzip der Wachstumspole (s.o.)
>; Der in wirtschaftliche Verflechtungen stark integrierte moderne Industriesektor lässt Zuliefer- und Weiterverarbeitungsindustrie entstehen (rückwärts- und Vorwärtskopplung)

o Dependenztheorie:
>; Ursache der Unterentwicklung ist seid kolonialer zeit die Einbindung in der Weltarbeitsteilung und somit eine Folge der Abhängigkeit (Dependenz) von den Industrieländern
>; Die von außen geleitete Entwicklung hat die Zerstörung traditioneller Wirtschafts- und Sozialstrukturen in Entwicklungsländern verursacht
>; Währen der Kolonialzeit wurden die Entwicklungsländer als Rohstofflieferant ausgebeutet
>; Die staatliche Unabhängigkeit hat die Weltarbeitsteilung nicht verändert. Die Bedeutung der neuen Staaten als zukünftige Abnehmer von Industrieprodukten wuchs
>; An der Stelle der politischen tritt die wirtschaftliche Abhängigkeit. Internationale Konzerne investieren verstärkt in den Entwicklungsländern für deren Binnenmarkt. Ausländisches Know-how, Kapital und Management gewinnen an Einfluss.
>; Zunahme der regionalen Disparitäten zwischen der Peripherie und den Wachstumspolen. Ungleichgewichtungen werden nicht abgebaut sondern verstärkt
o Autozentrierte Entwicklung:
>; Entwicklungsländer soll durch eine vorübergehende Abkopplung vom Weltmarkt in ausgewählten Sektoren eine unabhängige Entwicklung anstreben. Ihr Hauptziel ist es wirtschaftliche Kapazitäten aufzubauen, um zunächst die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen.
>; Entwicklung eines ausgewogenen Binnenmarktes
>; Export und Import dienen nur der Ergänzung des Binnenmarktes. Zum Schutz der jungen Industrie sind Zoll- und Handelsschranken unerlässlich.

Weltwirtschaftliche Verflechtungen und Globalisierung:
-> Welthandel setzt sich aus verschiedenen Strömen zusammen: Warenströmen, Kapitalströmen, Dienstleistungsströmen
-> Vorbedingung für diese Entwicklung war die Kolonialzeit und deren Komplementärhandel. Der Süden liefert für den Industrialisierungsprozess die nötigen Rohstoffe und sichert so die Rohstoffbasis. Darüber hinaus diente er als erweiterter Absatzmarkt für industrielle Massenprodukte. Dem Süden war damit seine Rolle in der internationalen Arbeitsteilung.
-> Um den Welthandel so liberal wie möglich zur gestalten, wurde eine Weltwirtschaftordnung konzipiert, die den dauerhaften Abbau von tarifären (Zölle, Strafzölle) und nicht-tarifären (z.B. Importquoten) Handelshemmnissen sichern sollten. Diese Regeln enthalten das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen GATT.
-> In den vergangen vierzig Jahren hat sich der Welthandel vom klassischen Komplementärhandel weit entfernt. Etwa drei Viertel des Warenaustausches bestreiten heute die Industrieländer im intra-industriellen Handel untereinander. Hier dominieren Kernräume der USA, Europa und Japan, der Triade, an welche die jeweiligen wirtschaftlichen Ergänzungsräume, so genannte Semiperipherien angebunden sind.

-> Nachteile:
o häufig genannter Faktor: die "Globalisierungsfalle". Daraus geht hervor, dass nur noch 20 % der Bevölkerung ausreicht um die Wirtschaft in Schwung zu halten. Die so genannte 20:80 Gesellschaftsordnung.
o bei Globalisierung verbindet man immer zunehmende Arbeitslosigkeit, Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland, Kürzungen von Staatsausgaben, Senkung von Löhnen (auf Niveau von Billiglohnländer in westlichen Industrieländern) und Streichung von Sozialleistungen
o das Kapital ist sehr mobil, d.h. die Länder betreiben einen stärken Standortwettbewerb und können somit den Unternehmen dem Kapital bzw. den Investoren keine hohen Steuern wie z.B. die Gewerbesteuer auferlegen ( > fehlende Steuereinnahmen für den Staat)
o viele Menschen sind der Meinung, dass die Globalisierung und die damit verbunden gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Veränderungen die nationale Politik durch die Weltmärkte und den Weltkonzernen beeinflusst wird.
o zunehmender Wanderungsdruck ( > Einwanderungspolitik erforderlich)
o globale Probleme wie im Umweltschutz, Energieverbrauch und in der Belastung der Wasserressourcen

-> Vorteile:
o wird behauptet, dass internationaler Freihandel der Ausgangspunkt für Wohlstand der Nation sei ( > Globalisierungsfalle führe zum Protektionismus und gefährde somit den Wohlstand)
o führe zur Spezialisierung jeder Nation auf ihre Stärken, d.h. billigere Herstellung von Gütern und Produktionsvorteil einzelner Nationen ( > die ganze Welt profitiert von den günstigen Produkten)
o größte Vorteil bei den Konsumenten wegen dem preiswerten und vielfältigen Angebot)
o politische Gründe: durch die Handelsbeziehungen wird eine friedliche Koexistenz von Staaten betrieben
o größere Tauschmöglichkeit auf internationaler Ebene (in Form von Know-how, Kultur etc.)
o Globalisierung kann z.B. eine unerwünschte Monopolmacht eines einzelnen Unternehmen einschränken und fördert den Wettbewerb (zu Gunsten des Verbrauchers)
o Verbesserung der Informations- und Kommunikationstechnik sowie Verringerung der Transportkosten

-> Gewinner und Verlierer:
o meistens werden als Gewinner die Westlichen Industrieländer genannt und als Verlierer die Entwicklungsländer. Man urteilt also meistens nach der wirtschaftlichen Stärke eines Landes, was zwar nicht unbedingt falsch ist, aber die wahren Gewinner der Globalisierung sind meistens die multinationalen Unternehmen. Man kann aber nicht eindeutig sagen, wer die Gewinner der Globalisierung sind, da diese sowohl Vorteile als auch Nachteile für alle bringt.
o Entwicklungsländer und Schwellenländer können Verlierer sein. Die Verlierer sind vor allem die, denen empfohlen wurde den Handel mit Industrieländern zu unterbinden (weit verbreiteter Irrtum). Denn einige asiatische Länder, die auf demselben niedrigen Entwicklungsniveau standen, betrieben die Strategie der Handelsöffnung, welche zu wirtschaftlich besseren Ergebnissen führte (s. China, Taiwan, etc.). Somit ist Ostasien zum Beispiel ein Gewinner der Globalisierung. Ein Teil der Niedriglohnländer sind Gewinner der Globalisierung, da multinationale Unternehmen ihre Produktion in solche Länder verlegen (bestimmte Vorraussetzungen müssen allerdings gegeben sein: nähe zum Meer bzw. eine relativ gute Infrastruktur, günstige Politik, gute Kommunikationsanschlüsse etc.). Ein weiterer Vorteil wäre, dass solche Unternehmen das technische Know-how mitbringen. Sollte allerdings eine Krise drohen, sind die Unternehmen wegen ihrer Mobilität in Finanz- und Realkapital (Maschinen und Produktionsanlagen) schnell aus dem Land weg
o Westliche Industrieländer sind ebenfalls die Gewinner und zugleich Verlierer der Globalisierung. Zum einen sind sie die Gewinner, weil sie die besten Vorraussetzungen für die Unternehmen erfüllen (gute Infrastruktur, nötiges Know-how vorhanden, ein großer Absatzmarkt, ein günstige Politik bzw. niedrige Steuern, etc.). Kurz gesagt, die Entwicklung des Produktes findet meistens in den technisch hoch entwickelten Kernräumen wie Nordamerika, Westeuropa und Ostasien und die endgültige Massenproduktion meistens in Niedriglohnländern. Und wegen der hohen Kaufkraft dieser Kernräume orientieren sich die Unternehmen mit ihren Produkten an diese Länder. Allerdings sind die westlichen Industrieländer häufig auch die Verlierer der Globalisierung, denn diese können mit dem niedrigen Lohn der Entwicklungs- bzw. Schwellenländern nicht mithalten, was dazu führt, dass die Unternehmer die Produktion verlagern und dies führt in den Industrieländern verstärkt zur Erhöhung der Arbeitslosigkeit. Weiterhin werden durch die günstigere Produktion und durch die zunehmende Konkurrenz die Weltmarktpreise immer tiefer runtergedrückt, was zur Folge hat, dass kleinere Unternehmen in diesen Kernräumen nicht mithalten können (besonders deutlich am stark subventionierten Agrarmarkt der EU). Um diese zu schützen müssen diese Länder zu Lasten der multinationalen Unternehmer und der Konsumenten, protektionistische Maßnahmen wie Handelsbarrieren und Schutzzölle einführen.
o die Konsumenten sind wegen den stark fallenden Preisen die Gewinner der Globalisierung. Aber sie können genau genommen auch die Verlierer sein, denn zuvor sicher geglaubte Arbeitsplätze könnten durch solche Unternehmen in kürzester zeit in ein anderes Land verlagert werden. Die Folge: die Menschen sind arbeitslos und stehen auf der Straße.
o die multinationalen Unternehmen sind aufjedenfall die Gewinner der Globalisierung. Nur die kleineren Unternehmen sind teilweise wegen ihrer schlechten Konkurrenzfähigkeit die Verlierer, aber es gibt auch viele heimliche Gewinner der Globalisierung unter den lokalen Unternehmen.

Chronologie der zunehmenden Verflechtungen weltwirtschaftlicher Beziehungen:
o Die 1960er-Jahre:
-> So genannten goldenen Jahre der Weltwirtschaft
-> Wirtschaftliche Wachstum und internationaler Handelsaustausch begünstigten sich wechselseitig
-> Nach Auflösung der europäischen Kolonialreiche gingen mehrere unabhängig gewordene Staaten den Weg der nachholenden Industrialisierung
-> Der inter-industrielle Nord-Süd-Handel nahm zu: Arbeitsintensive Massenprodukte stagnierender und schrumpfender Industriezweige wurden immer häufiger in NICs hergestellt und lösten Strukturanpassungskrisen in den Industrieländern aus (z.B. Textil- und Bekleidungsindustrie, Kohle und Stahl, etc.)
-> In dieser Phase dominierte die Importsubstitutionspolitik

o Die 1970er-Jahre: Schlüsselphase für Globalisierung und Regionalisierung:
-> Neben der Importsubstitution kam die Phase der passiven Lohnveredelung > Arbeitsintensive Industriezweige, die kaum noch Erträge erwirtschafteten, wurden in Form der verlängerten Werkbänke in Niedriglohnländer verlagerten.
-> Trotz aller Bekenntnisse zur Bedeutung des freien Welthandels waren es vor allem die führenden Handelsnationen, die sich gegen Einfuhren aus Billiglohnländern mit protektionistischen Maßnahmen schützten. Neben Zöllen wurden auch nicht-tarifäre Handelshemmnisse, mit denen die Konkurrenz von den heimischen Märkten ferngehalten wurde, eingeführt. Zu den wichtigsten geschützten Sektoren gehört bis heute der Agrarmarkt in allen drei Kernräume (USA, Europa und Japan).

o Die 1980er- und 1990er-Jahre: Die Globalisierung auf dem Vormarsch:
-> Die passive Lohnveredelung verlor an Bedeutung und es trat eine zunehmende Orientierung nach den Hauptabsatzmärkten auf. Unternehmen aus einem Kernraum investierten in den jeweils anderen Kernräumen der Triade oder in deren Semiperipherien, um von dort aus Zugang zu Märkten zu haben und gleichzeitig Einfuhrbeschränkungen sowie Wechselkurse zu umgehen. Die treibende Kraft hinter dieser Neuorientierung sind die Transnationalen Konzerne (TNK, auch "global players").
-> Drastische Senkung der Transportkosten
-> Produktionsschritte werden weltweit nach den günstigsten Standort oder Lieferant gesucht (outsourcing - Hersteller bezieht von weltweit verstreuten Zulieferern immer mehr teile vormontiert als Komponenten und Module, die just-in-time in den Werken in Europa oder den USA endmontiert werden, leistungsfähige Computernetzwerke gewährleisten zeitgleich Disposition, Kontrolle und Kostenabwicklung)
-> Hohe Flexibilität der Konzerne

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